Fassade der zerstörten Aschaffenburger Synagoge (Foto H. Eymann, Quelle: https://stadtarchiv-aschaffenburg.de/wp-content/uploads/2019/04/Mitteilungen_2_5_11_1988.pdf)
Montag, 9. November 2020, Beginn: 18:00 Uhr, Kurt-Eisner-Platz (Herstallturm)
anschließend Gedenkweg mit Stationen an
– Gedenktafel für die Opfer des Faschismus „hinter der Sandkirche“
– Geburtshaus Peter Gingold (Steingasse 27)
– Platz der ehem. Synagoge (Wolfsthalplatz)
Es laden ein
Attac Aschaffenburg-Miltenberg,
das Bündnis gegen Rechts
die Interventionistische Linke
die Kommunale Initiative (KI)
DIE LINKE Aschaffenburg und BUM
in der Erkenntnis, …
- dass der 9.11.1938 zwar das Fanal zum Holocaust war, dieses aber eine 20-jährige deutliche Vorgeschichte hatte;
- dass der Widerstand gegen Faschismus und Krieg bei Weitem nicht allein Sache der viel gefeierten „Männer des 20. Juli“ war;
- dass Faschismus, Rassismus und Antisemitismus in der Bundesrepublik nie verschwunden waren, wie es die Erzählung von der Entnazifizierung nahe legen sollte.
- dass der Schwur von Buchenwald immer noch aktuelle Gültigkeit hat:
Nie wieder Faschismus – Nie wieder Krieg!
Flyer im pdf herunterladen, bitte weiter verbreiten!
Weder Faschismus noch Krieg, schon gar nicht der Holocaust kamen aus heiterem Himmel!
Die erzreaktionären Kräfte, die hinter dem Mörder des Freistaatgründers Eisner aus Hass gegen die „jüdischen Bolschwisten“ standen, wurden in Form der Freikorps wenige Monate später zur Niederschlagung der Revolution gerufen und zu Rettern der Nation hochgejubelt. Gerade aus den Freikorps, die Anfang der 20er Jahre immer wieder zur Liquidierung von Arbeiteraufständen eingesetzt wurden, rekrutierten sich die „Nationalsozialisten“, insbesondere ihre Schlägerbanden.
1933 erhielten sie die Staatsmacht aus den Händen des monarchistisch-militaristischen Reichspräsidenten. So konnten sie – unterstützt vom Großkapital – ihr „zum Wohl des Volkes“ propagiertes, aber menschenverachtendes Programm aus Niederschlagung der Arbeiterbewegungung, Krieg und Rassismus bis zum Holocaust umsetzen.
Peter Gingold, steter Kämpfer gegen Faschismus und Krieg – vor und nach 1945
Peter Gingold, am 8. März 1916 in der Steingasse 27 als Sohn eines jüdischen Schneiders geboren, nahm früh als Mitglied in der kommunistischen Jugend am Widerstand gegen Hitler teil. 1933 emigrierte er mit seiner Familie nach Frankreich und organisierte sich in einer Gruppe von AntifaschistInnen. Bald darauf schloss er sich der französischen Restistance an. Von der Gestapo gefangen, gequält, gefoltert konnte er dennoch entkommen und erlebte das Kriegsende bei Partisanen in Norditalien. Zurückgekehrt aus der Emigration hörte auch in der BRD die Verfolgung nicht auf. Als Mitglied der hessischen KPD kämpfte er gegen die Wiederbewaffnung. Im Herbst 1956 wurde ihm die deutsche Staatsbürger-schaft aberkannt. Aufgrund der sehr oberflächlich durchgeführten „Entnazifizierung“ stieß die Wiedereinbürgerung seiner Familie noch jahrzehntelang auf behördlichen Widerstand, weil Peter Gingold seiner politischen Linie treu blieb. Getreu seinem Motto „Nie aufgeben!“ sah er bis zu seinem Lebensende (2006) seine Aufgabe darin, als Zeitzeuge deutschlandweit der Jugend einzuschärfen, sich gegen faschistoide Entwicklungen zu stemmen, solange es die Verhältnisse zulassen.
2004 erhielt er zusammen mit der Ehrenvorsitzenden des Internationalen Auschwitzkomitees Esther Bejarano die Carl-von-Ossietzky-Medaille.