Wir kennen die biblische Geschichte, die in diesen Tagen millionenfach erzählt wird. Es ist auch eine Geschichte von Obdachlosigkeit. Und es gibt auch immer mal wieder Hinweise darauf, wie sehr sie hier und heute Realität ist. In Aschaffenburg sind ca. 250 Menschen ohne Wohnung. Mehr oder weniger sichtbar. Die wenigsten davon sehen wir regelmäßig. Sie leben im Abseits. Im Übergangswohnheim in der Leinwanderstraße, oder sie schlafen versteckt unter freiem Himmel, um hoffentlich unentdeckt und etwas sicher zu sein. Sie gehören auch nicht zu den Menschen, die einen der 5000 Fragebögen zur Erhebung der Wohnsituation bekommen haben. Sie haben keinen Haushalt. Sie sind ausgeschlossen. Somit fließen ihre Bedürfnisse, Situationen und Angaben überhaupt nicht in diese Erhebung zur Wohnsituation der Stadt mit ein!
Es liegen so viele Sätze in der Luft und in den Köpfen von Menschen. Vorurteile und Ausgrenzung! Tatsächlich gehörte Sätze, auch von offiziellen Stellen, auch in unserer Stadt sind z. B.: „Jeder ist seines Glückes Schmied“ oder „Sie wollen doch gar keine Wohnung“. Eine Alternative wäre das Übergangswohnheim. Zu welchem Preis? Und so ist es realistisch gesehen keine echte Wahl. Das dort vorhandene Potenzial für Konflikte durch die Menge an kompliziertesten Lebenssituationen ist sehr groß – ein klassisches Dilemma! So bleibt der einzige Weg für ein wenig Schlaf und etwas Ruhe in der Nacht tatsächlich das ‚auf der Straße leben‘.
Jeder Mensch ohne Obdach hat Träume, Ideen, Gaben und Talente. Die letzten Tage vor Weihnachten waren ziemlich kalt. Jeder von Ihnen kann das gut ausprobieren, wie es ist, im Freien zu schlafen. Trauen Sie sich, draußen zu schlafen. Sie werden erleben, was es mental mit Ihnen macht. Wie ich es zurzeit erlebe. Sprechen Sie mich gern an. Stellen Sie sich vor, sie haben über mehrere Jahre diese Situation. Sie verbrauchen Ihre Kraft jeden Tag fast komplett. Ihre mentalen und körperlichen Reserven werden bald am Limit sein ohne einen Schlüssel für eine Wohnung, in der Sie sich zurückziehen können, um auszuschlafen. Dann sollen Sie sich noch allein um eine Wohnung kümmern? Und Zukunft planen? Freundlich zu jedermann sein? Wo bleibt kulturelle Teilhabe? Jeder von uns kann Haus oder Wohnung verlieren. Durch im Augenblick nicht denkbare Umstände. „Alles im Griff“ ist eine Illusion. Lassen Sie sich berühren!
Diese Bedingungen widersprechen dem Grundgesetz und den allgemeinen Menschenrechten der UN: „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“. Gilt das in Aschaffenburg nicht? Bezieht sich der Leitfaden für „Miteinander im Zentrum e. V.“ nicht darauf? Es gibt Angebote für Hilfebedürftige und Obdachlose. Wurde hier mit ihnen auf Augenhöhe entschieden, wurden sie in die Entscheidungen einbezogen? Nein? Dann ist es kein Wunder, dass es nicht oder spärlich angenommen wird.
Ein Teil einer Gewinnabführung oder eine großzügige Spende der Sparkasse könnte hier Gutes bewirken. Anreize für Vermieter zum Beispiel. Wir sind als Mensch für jeden Menschen verantwortlich. Damit auch Sie, die Sie eben diesen Text hier lesen. Wir bekommen diese Stadt und diese Welt nicht besser gemeckert. Es geht ausschließlich gemeinsam und auf Augenhöhe. Dazu brauchen wir jede Hand, die helfen möchte und kann.
Von Herzen wünschen wir Ihnen frohe Festtage und einen guten Jahreswechsel.
Ulrike Buss,
Im Namen der KI – unbequem aus Verantwortung