Leserbrief zum Main Echo Artikel „Neue Busse fahren bald in Aschaffenburg“ vom 10. Mai 2019
Seit 2008 gelten die EU-weiten Grenzwerte für Luftschadstoffe z.B. für Stockoxide. Diese wurden eingeführt, um Menschen in den Städten vor dreckiger Luft zu schützen. Schon seit 2015 (!) ist bekannt, dass die Schadstoffgrenzwerte auch in Aschaffenburg massiv überschritten werden (5 – 6 Straßenzüge in der Innenstadt). Reaktion der Stadt: so gut wie keine. Zur Erinnerung: Die Umweltmessstation in der Schweinheimerstrasse wurde 2012 abgebaut und die noch vorhandene Messstation meldet: Keine Grenzwertüberschreitungen! Kein Wunder, denn es wird am äußersten Stadtrand im Strietwald gemessen (siehe Bild).
Messungen in der verkehrsreichen Innenstadt werden seit Jahren von der Stadt verweigert. Die DUH hat dies mittlerweile getan. Die Verantwortlichen der Stadt reagieren zögerlich und erkennen,oh Wunder, das größte Problem sind unsere Stadtbusse. Diese fahren seit Jahren als Dreckschleuder (rote und gelbe Umweltplakette) kreuz und quer durch die Stadt und verpesten die Luft. Kurzfristig sollen nur 5 von 16 Dreckschleudern ersetzt werden. Also weiterhin verzögern, verschleppen, aussitzen. Die Richtung stimmt, aber das Tempo ist erbärmlich, angesichts des Klima-Notstandes und des drohenden rasanten Artensterbens. Es kann keiner mehr sagen: Wir haben es nicht gewusst!
Wieso nicht alle „Dreckschleudern“ sofort ersetzen? Eine saubere Technologie gibt es schon jetzt, um die Verfügbarkeitslücke von Elektro- oder Brennstoffzellen-Antrieben zu überbrücken, nämlich Erdgas-Antrieb. Und das Argument von Herrn Kuhn, Leasing statt Kauf (flexiblere Finanzierbarkeit) wäre nicht möglich, da die Aschaffenburger Busse Sonderausrüstung hätten, wie grüne statt graue Haltestangen, halte ich für vorgeschoben und lächerlich. In Wahrheit wollen die Stadtwerke Leasing nicht prüfen. Mainz z.B. macht vor, wie es besser geht. Dort wurden 23 alte Dieselbusse auf einen Schlag durch Euro 6 Busse ersetzt.
Der Antrag der KI die 16 Busse sofort durch Leasing zu ersetzen oder in zwei Tranchen zu kaufen – wurde vom Rest des Stadtrates abgelehnt.
Meine Erwartung: Die Stadtratsmehrheit muss den Mut haben und dies zur „kollektiven Chefsache“ im Plenum machen. Warum tut sie das nicht? Weil die Stadträte – mit wenigen Ausnahmen – zu den schweigenden Lämmern gehören und sich vorführen lassen. Oder ist es einfach nur „kollektive Dummheit“? Wir sind alle Kinder von Mutter Erde und machen uns zum Muttermörder, wenn wir nicht schnell und mutig handeln.
Jürgen Zahn